| Keine Anrufung des großen Bären 
       Max Bense als Wegbereiter für Konkrete Poesie und Netzliteratur
 Ein Feature von Hermann Rotermund
 (Produktion RADIO BREMEN 2001)
 
 
 
 
 Sprecher/in 1 (Narrator) 
 Sprecherin 2 (Beschreibungen, Kommentare)
 
 Sprecher 3 (Fremdzitate)
 
 Sprecher 4 (Zitator Bense)
 
 Regie: Hans-Helge Ott
 
 Regieassistenz: Ilka Bartels
 
 Ton und Technik: Peter Nielsen und Anne Derwenich
 
 Redaktion: Gabriele Intemann
 
 
 
 Zuspiel:
 
 Der Monolog der Terry Jo. Hörspiel zusammen mit Ludwig Harig. Sendung: 
        11.09. 1968. Saarländischer Rundfunk gemeinsam mit Radio Bremen.
 
 Musik:
 
 Karl Heinz Stockhausen, Kontakte II. (1960). Wergo WER 6009-2, 286009-2. 
        Das Stück enthält eine Reihe von Klangpassagen mit signalähnlichem 
        Charakter,
 die sich als kurze Trennmusiken nutzen lassen.
 
 
 
 
 
 Musik
 
 (ab ...... langsam ausblenden, darüber )
 
 Zitator (Bense: Teile)
 
 Keine Anrufung des großen Bären, überhaupt keine Anrufung 
        mehr, alles lassen, verlassen lassen, unbeweglich bleiben, ohne Rührung, 
        es ist alles vergeblich, es ist
 alles gleich, Dinge, die einem dritten gleich sind, sind auch untereinander 
        gleich, wenn man zu Gleichem Gleiches hinzusetzt, so sind die Ganzen gleich, 
        wenn man von
 Gleichem Gleiches wegnimmt, so sind die Reste gleich, wenn man zu Ungleichem 
        Gleiches hinzusetzt, so sind die Ganzen ungleich, wenn man von Ungleichem
 Gleiches wegnimmt, so sind die Reste ungleich, die Hälfte von einem 
        Dritten sind einander gleich, Dinge, die einander decken, sind einander 
        gleich, das Ganze ist
 größer als sein Teil, das ist es, wovon wir träumen müssen, 
        wovon wir träumen müssen.
 
 Sprecher 3 / Ansager
 
 Keine Anrufung des großen Bären  Max Bense als Wegbereiter 
        für Konkrete Poesie und Netzliteratur. Ein Feature von Hermann Rotermund
 
 Sprecherin 2
 
 Mathematik und Traum: In seinem eingangs zitierten Text  »Teile« 
         aus dem Jahr 1960 formuliert Max Bense eine Ästhetik, die 
        vom rationalen Kalkül angetrieben
 wird. Der Stoff der Träume sind für ihn die Wörter, die 
        einem statistischen Sprachrepertoire entnommen werden. Er wendet sich 
        damit gegen eine sich aus den
 Bedeutungen speisende, auf Bedeutungen versessene Literatur, für 
        die Ingeborg Bachmann mit ihrem Gedichtband »Die Anrufung des Großen 
        Bären« steht.
 
 Narrator
 
 Max Bense, 1910 in Straßburg geboren, beginnt bereits während 
        seines Studiums an der Universität Bonn zu publizieren. Er studiert 
        Physik, Mathematik, Geologie
 und Philosophie und veröffentlicht gleichzeitig Zeitschriften- und 
        Hörfunkbeiträge. Zwischen 1933 und 1936, dem Jahr der Gleichschaltung 
        der Sender des
 Reichsrundfunks, entstehen über 50 Hörfunksendungen, darunter 
        einige Hörspiele. Leider haben sich weder Tonaufzeichnungen noch 
        Manuskripte erhalten. Die
 vorletzte Sendung, im Januar 1936, ist ein »technisches Hörspiel« 
        mit dem Titel »Rak I startet zum Mond«. Benses Rundfunkarbeit 
        ist danach vorläufig beendet, doch
 veröffentlicht er bis 1944 zwölf Bücher und über 200 
        Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften. 1937 promoviert Max Bense 
        zum Dr. phil. nat. Seine Dissertation trägt
 den Titel »Quantenmechanik und Daseinsrelativität«.
 
 Sprecherin 2
 
 In einer Zeit, in der das Postulat einer »Deutschen Physik« 
        durch die Hörsäle geistert und die Relativitätstheorie 
        als »jüdischer Weltbluff« diffamiert wird, bezieht
 Bense mit seiner Arbeit eine klare Position. Mit dem Begriff der »Daseinsrelativität«, 
        den er aus den späten Schriften des Philosophen Max Scheler gewinnt, 
        entwirft
 Bense eine Erklärung dafür, dass widersprüchliche Aussagen 
        über denselben physikalischen Forschungsgegenstand (der als Strahlung 
        oder als Materie, als Welle
 oder als Teilchen beobachtet und beschrieben wird) nicht im Widerspruch 
        zu den Grundpositionen der klassischen Philosophie und Physik stehen müssen.
 
 Narrator
 
 Da ihm die Möglichkeit einer Habilitation verwehrt ist  dazu 
        hätte er sich zuvor ein halbes Jahr in eine »Ordensschule« 
        der NSDAP begeben müssen  nimmt Max
 Bense Anfang 1938 eine Stelle als Physiker bei Bayer in Leverkusen an. 
        Im Zweiten Weltkrieg ist er als Meteorologe Soldat und arbeitet dann in 
        einem
 medizintechnischen Labor in Berlin und Georgenthal in Thüringen. 
        Nach Kriegsende wird er kurze Zeit Bürgermeister von Georgenthal 
        und dann Kurator der
 Universität Jena, an der er sich 1946 auch habilitieren kann. Im 
        Sommer 1948 verlässt er die »Arbeiter- und Bauern-Universität 
        Jena« und flieht mit seiner Familie
 nach Stuttgart, wo er 1950 eine Stelle als außerordentlicher Professor 
        für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Technischen Hochschule 
        antritt. Seinen
 Ortswechsel begründet er in der Vorbemerkung seiner Schrift »Literaturmetaphysik«:
 
 Zitator
 
 Ich widme diese Schrift den wenigen freien Geistern, die in Jena nach 
        1945 sich zusammenfanden, um das alte Spiel der europäischen Intelligenz, 
        das Spiel um die
 Wahrscheinlichkeit der Wahrheit und der Schönheit, fortzusetzen, 
        eine Weile wenigstens, um dann die Stadt, die Universität zu verlassen, 
        weil es ihnen nicht möglich
 schien, in einer vorgetäuschten Verbrüderung etwas anderes als 
        einen Zerfall der menschlichen Würde zu erkennen.
 
 Narrator
 
 Max Benses erste Buchveröffentlichung nach dem Zweiten Weltkrieg 
        ist der erste Band der »Konturen einer Geistesgeschichte der Mathematik« 
        aus dem Jahr 1946.
 Er behandelt das Verhältnis der Mathematik zu den anderen Wissenschaften 
        und führt über den Begriff des Stils die Ästhetik in die 
        Betrachtung der
 Mathematik-Geschichte ein:
 
 Zitator
 
 Denn Stil ist keineswegs ein elementares Phänomen der Kunst. Allenthalben, 
        wo Einbildungskraft und Ausdrucksfähigkeit des Menschen zu Geschöpfen 
        gelangt, ist
 auch Stil gegeben.
 
 Sprecherin 2
 
 Bense setzt sich mit Gottfried Wilhelm Leibniz und dessen Überlegungen 
        zu einer generalisierten Mathematik, zu einer »Mathesis universalis«, 
        auseinander. Mit ihr
 leistete Leibniz wesentliche Vorarbeiten für die Einführung 
        des digitalen Kalküls, indem er für alle Spielarten der Mathematik 
        eine einheitliche Beschreibungssprache
 forderte und entwarf. Über Leibnizens Entwicklung formaler Sprachen 
        zur Beschreibung von Aussagen kommt Bense zum Begriff des »Stils«:
 
 Zitator
 
 Nur aus der leibnizischen Reduktion des Geistes auf Form wird es verständlich, 
        dass der Stil eines Werks auch seinen Geist verrät. Denn Stil ist 
        Form, wesentlich
 Form, und wir bezeichnen diese Form als das Ästhetische, wenn sie 
        das Sinnliche, ein Material, kategorial beherrscht.
 
 Sprecherin 2
 
 Der Stilbegriff bringt Bense auf die Spur einer wesentlichen historischen 
        Koinzidenz: Im Barock, dem Zeitalter der Mathesis universalis von Leibniz, 
        gewann die
 »Folge« entscheidende Bedeutung sowohl für die Mathematik 
        als auch für die Kunst. Die Folge wird zum Ausdrucksmittel der generalisierten 
        Form des reinen
 Geistes, zum Stilmerkmal der generalisierten Mathematik. Zugleich spielt 
        sie auch in der Kunst, vor allem in der Architektur des Barock, eine große 
        Rolle:
 
 Zitator
 
 Wir erkannten als das entscheidende mathematische Stilelement der Mathesis 
        universalis die Folge. Wir haben zu ergänzen, daß der Begriff 
        der Folge auch der
 entscheidende ist, auf den sich das Verständnis des Übergangs 
        vom Differenzenquotienten zum Differentialquotienten stützt. Wir 
        haben endlich schon angemerkt, daß
 zur Berechnung der geschwungenen Linien des Barock letztlich nur die Differentialgeometrie 
        ausreichte, die wiederum aus dem infinitesimalen Kalkül entwickelt 
        wird.
 Der Beweis für eine einheitliche generalisierte Form in der Mathematik 
        und Kunst des Barock ist tiefer nicht zu führen. Die Folge ist die 
        generalisierte Form, die hier
 den Stil bildet.
 
 Musik
 
 Narrator
 
 1949 erscheint der zweite Band der »Konturen« mit dem Untertitel 
        »Die Mathematik in der Kunst«. In ihm setzt Bense seine Betrachtung 
        des Stils als generalisierte
 Form fort, wobei er sich speziell den mathematischen Formprinzipien in 
        der Kunstgeschichte annimmt. Der »mathematische Geist der Poesie 
        und der Literatur«
 komme in allen literarischen Prinzipien zur Geltung, am offenkundigsten 
        aber in der Metrik und Rhythmik:
 
 Zitator
 
 Jedenfalls ist die Geburt der Kunstprosa im Zusammenhang mit der methodischen 
        Klärung der rationalen Denkweise der Mathematik ...
 
 Sprecherin 2
 
 durch Galilei und Descartes
 
 Zitator
 
 ... ein Faktum unserer Geistesgeschichte, das auf die kategoriale Einheit 
        von ästhetischer und mathematischer Form verweist.
 
 Sprecherin 2
 
 Bense betont, dass sich Sprachbewusstsein und mathematisches Bewusstsein 
        in einer zusammenhängenden Bewegung herausgebildet haben. Interessant 
        sind in
 diesem Zusammenhang seine Andeutungen zu modernen literarischen und philosophischen 
        Entwicklungen:. In Ernst Jüngers »Lob der Vokale« erkennt 
        Bense eine
 »atomistische Struktur der Sprache«, mit den Vokalen als nicht 
        weiter deutbaren Grundelementen. Komplementär dazu sieht er die Bemühungen 
        Ludwig
 Wittgensteins, in dessen aussagentheoretischer Lehre eine Reduktion auf 
        unabhängige, logische Elementarsätze stattfindet. Bense ist 
        damit nach dem Zweiten
 Weltkrieg der erste im deutschen Sprachraum, der die Philosophie Wittgensteins 
        in eine ästhetische Diskussion einführt.
 
 Narrator
 
 An einem prominenten Ort, nämlich in seiner Einleitung zu Gottfried 
        Benns »Früher Prosa« setzt Bense 1950 seine Hinweise 
        auf den in Deutschland bis dahin fast
 gänzlich unbekannten Philosophen fort. Bense ist auch kurz darauf 
        für die erste Nachkriegs-Veröffentlichung von Auszügen 
        aus Wittgensteins »Tractatus«
 verantwortlich  sie erscheint 1951 in dem repräsentativen Werk 
        »Zwischen den beiden Kriegen  Die Philosophie«.
 
 Musik Sprecherin 2
 
 Das Verhältnis der Menschen zur Natur, das Bense zeitgerecht neu 
        beschreiben wollte, wird von ihm in einer technologischen Theorie der 
        Existenz definiert. Ihn ihr
 fasst er die Differenz von Mensch und Maschine im »technologischen« 
        Zustand neu. Bense übersieht dabei keineswegs, dass Maschinen Hervorbringungen 
        der
 menschlichen Intelligenz sind und weicht auch den sich aufdrängenden 
        ethischen Fragen nicht aus.
 
 Zitator
 
 Wenn nun die Welt, die wir bewohnen und an deren Perfektion die Funktionäre 
        und Intellektuellen dieser Welt bewußt arbeiten, wenn schließlich 
        der Prozeß dieser
 Perfektion der natürlichen zu einer technischen Welt, die unserer 
        Existenz adäquat ist, ein beständiger, nicht umkehrbarer und 
        nicht abzubrechender Prozeß der
 menschlichen Arbeit ist, dann ist das Ethos dieser Existenz radikal durch 
        den funktionalen und intelligiblen Sinn ihrer Arbeit definiert.
 
 Sprecherin 2
 
 Die intellektuelle Existenzweise der Menschen hat für Bense im 20. 
        Jahrhundert unausweichlich Züge erhalten, die ebensosehr maschinenförmig 
        wie geistig sind.
 Weder begrüßt Bense die Technik euphorisch, noch dämonisiert 
        er sie. Sie hat für ihn  ganz pragmatisch und optimistisch 
        gefasst  die gesellschaftliche Aufgabe, die
 Bewohnbarkeit dieser Welt zu verbessern. Diese Grundhaltung, die Bense 
        selbst »technologisch-ontologisch« nennt, verteidigt er gegen 
        die Kritik Theodor W.
 Adornos an der Kulturindustrie:
 
 Zitator
 
 Wir sind nicht der Meinung, daß die Immanenz der Technischen Welt 
        in den Aktionen des Bewußtseins, das transzendentale Machen 
        in der Philosophie und
 Literatur eine Regression der intellektuellen Einbildungskraft hervorriefe, 
        etwa so wie, nach Theodor W. Adorno, die moderne Kulturindustrie, eine 
        forcierte Folge
 der technologischen Beschaffenheit unserer bewohnten Welt, eine Regression 
        des musikalischen Hörens besorge. Im Gegenteil, wir sind davon überzeugt, 
        daß die
 ontologische Lesart, als direkte Funktion der technologischen Erschaffung 
        des ästhetischen Gebildes, eine Verfeinerung in der ästhetischen 
        und philologischen
 Aufnahmefähigkeit für Texte zur Folge hat.
 
 Sprecherin 2
 
 Das Kriterium »Form« bzw. »Stil« steht für 
        Bense im Zentrum der Betrachtung von Kunst. Im Stil fällt Artistisches 
        und Technologisches zusammen. Bense nähert sich
 hier von der technischen Seite den soziologischen Unterscheidungen Walter 
        Benjamins an. Benjamin formulierte sein Verständnis der künstlerischen 
        Technik 1930 in
 dem Aufsatz »Der Autor als Produzent«:
 
 Sprecher 3 (Walter Benjamin)
 
 Mit dem Begriff der Technik habe ich denjenigen Begriff genannt, der die 
        literarischen Produkte einer unmittelbaren gesellschaftlichen, damit einer 
        materialistischen
 Analyse zugänglich macht. Zugleich stellt der Begriff der Technik 
        den dialektischen Ansatzpunkt dar, von dem aus der unfruchtbare Gegensatz 
        von Inhalt und Form
 zu überwinden ist. Und weiterhin enthält dieser Begriff der 
        Technik die Anweisung zur richtigen Bestimmung des Verhältnisses 
        von Tendenz und Qualität 
 Wenn
 wir also vorhin formulieren durften, daß die richtige politische 
        Tendenz eines Werks seine literarische Qualität einschließt, 
        weil sie seine literarische Tendenz
 einschließt, so bestimmen wir jetzt genauer, diese literarische 
        Tendenz kann in einem Fortschritt oder in einem Rückschritt der literarischen 
        Technik bestehen.
 
 Narrator
 
 Als einer der wenigen, die sich in den fünfziger Jahren überhaupt 
        mit Walter Benjamin beschäftigen, bringt Bense diese beiden Stichworte 
         »Technik« und
 »Tendenz«  zwanzig Jahre später wieder in die Diskussion. 
        Er wendet sich damit gegen eine überwiegend ideologisch agierende 
        und ausschließlich an den Inhalten
 orientierte Literaturkritik und Literaturwissenschaft.
 
 Musik Narrator
 
 Schon 1949 hat Max Bense Gottfried Benns »expressionistische Prosa« 
        analysiert. Er nennt sie einen »Stil der Diagnose des Zeitalters, 
        seiner Menschen, seiner
 Gesellschaft und seines Geistes, der durchaus neu ist.« Bense vergleicht 
        Benns »prismatisches« Verfahren mit der Malerei Picassos:
 
 Zitator
 
 Man muß also Benns Prosa lesen wie man ein Bild Picassos betrachtet. 
        (
) Weder in der Bennschen Prosa noch in der Picassoschen Malerei 
        ist ja der natürliche
 Gegenstand gemeint, sondern der surreale Gegenstand, der einerseits unserer 
        Innenwelt, andererseits unserer Außenwelt angehört und daher 
        ebenso sehr subjektive
 wie objektive Bestandteile aufweist.
 
 Narrator
 
 Kaum ein anderer zeitgenössischer Kritiker reflektiert Benns tatsächliche 
        ästhetische Position. Für den einflussreichen konservativen 
        Kritiker Hans Egon Holthusen ist
 Benns Prosa schlicht ein Rauschmittel:
 
 Sprecher 3 (Hans Egon Holthusen)
 
 Diese Rhapsodien lassen sich schlürfen wie giftgrüner Pernod.
 
 Narrator
 
 Bense hingegen untersucht die Stilmittel der Bennschen Prosa unter einem 
        historischen Blickwinkel: Der Destruktion der sozialen und intellektuellen 
        Welt des
 Bürgertums seit Beginn des 20. Jahrhunderts entspreche auch die Destruktion 
        der Seinsauffassungen der Philosophie  von Kant bis zu Heidegger 
        und Wittgenstein.
 Die literarische Destruktion im Expressionismus sei keine »Destruktion 
        ins Nichts«, eher werde die natürliche Welt durch eine künstliche 
        ersetzt und an die Stelle der
 ontologischen Sphäre trete eine technologische. Das artistische Moment 
        des Expressionismus gleiche damit dem denaturierten Charakter der technischen 
        Welt. Die
 Form der Novelle oder des Essays müsse daher gesprengt werden und 
        eine neue Synthese sprachlicher Elemente gefunden werden. Der Montagestil 
        sei eine solche
 Synthese.
 
 Sprecherin 2
 
 Auffällig an Benses Argumentation ist ein bestimmter Wortgebrauch, 
        der in den fünfziger Jahren in die Diskussion vor allem der modernen 
        Lyrik einging: Kategorien
 wie »Kombination« und »Montage«, »sprachliche 
        Reduktion«, »Rekonstruktion« und »Rekapitulation« 
        wurden wenige Jahre später für die Ästhetik der »Konkreten
 Poesie« konstitutiv. Als eigentliche Anfechtung der deutschen Schriftsteller 
        und ihrer Prosa identifiziert Bense um 1950 die »theologische Emigration«. 
        Er gibt damit
 ein Stichwort zur Analyse der Literatur der Adenauer-Ära vor, das 
        erst um 1960 eine wirksame Rolle zu spielen vermochte.
 
 Zitator
 
 Man ist allenthalben bereit, die theologische Subalternität als demonstrative 
        Rekonvaleszenz vorzutäuschen und in die innere Bürokratie hineinzunehmen; 
        das Ganze
 nennt man dann den neuen christlichen Humanismus, obwohl es jedermann 
        erkennbar bleibt, daß hier nur ein provinzielles Ressentiment zum 
        Aufbau einer
 verkäuflichen Literatur benutzt wird, die es nicht nötig hat, 
        Weltliteratur zu sein und für die weder Cartesius, noch Voltaire, 
        noch Kierkegaard gelebt hat.
 
 Narrator
 
 Bense setzt sich mit der rationalistischen Tradition in seinem Essay Ȇber 
        die spirituelle Reinheit der Technik« von 1952 auseinander. Dort 
        verweist er auf die
 »ästhetischen, ethischen und spirituellen Forderungen«, 
        die unter anderem von den kurz zuvor auch in Deutschland bekanntgewordenen 
        Elektronenrechnern
 ausgehen. An diesen interessiert ihn in diesem Zusammenhang, ob sie Aufschlüsse 
        über das Funktionieren des menschlichen Gedächtnisses geben 
        könnten. Mit
 Elektronenrechnern setzt sich gleichzeitig auch Gottfried Benn auseinander:
 
 Sprecher 3 (Benn)
 
 Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, daß das, was die 
        Menschheit heutigentags noch denkt, noch denken nennt, bereits von Maschinen 
        gedacht werden
 kann, und diese Maschinen übertrumpfen sogar schon den Menschen, 
        die Ventile sind präziser, die Sicherungen stabiler als in unseren 
        zerklafterten körperlichen
 Wracks, sie arbeiten Buchstaben in Töne um und liefern Gedächtnisse 
        für acht Stunden, kranke Teile werden herausgeschnitten und durch 
        neue ersetzt  also das
 Gedankliche geht in die Roboter  und was noch übrigbleibt, 
        wohin geht denn das? Man kann auch sagen, das, was die Menschheit in den 
        letzten Jahrhunderten
 denken nannte, war gar kein Denken, sondern ganz was anderes
  
        und da sollen die Maler mit dem Heiligengold der Madonnenbilder und die 
        Dichter mit der
 Pfingstimbrunst von Paul Gerhardt weitermachen  nein, das erscheint 
        mir absurd!
 
 Narrator
 
 Gottfried Benn formuliert hier pointiert, was Max Bense schon in seiner 
        Benn-Analyse herausgestellt hat: Ein Reflexionsgrad der künstlerischen 
        Technik, der hinter
 den technologischen Möglichkeiten und technischen Realitäten 
        einer Gesellschaft zurückbleibt, bedeutet ein Zurückbleiben 
        des ästhetischen Bewußtseins hinter den
 anderen Sphären der geistigen Produktion, bedeutet ein Stehenbleiben 
        oder einen Rückschritt in der künstlerischen Entwicklung.
 
 Musik
 
 Sprecherin 2
 
 Die westdeutsche Literatur erlebt unmittelbar nach dem Ende des Zweiten 
        Weltkriegs eine kurze und folgenlose Aufwallung spätexpressionistischer 
        Bemühungen von
 der Art Wolfgang Borcherts. Gleichzeitig erfüllt sich nicht die Erwartung, 
        die Schubladen vieler ins Exil getriebenen und auch daheimgebliebener 
        Autoren würden sich
 nun öffnen. Diese Schubladen waren größtenteils leer, 
        wie Alfred Andersch sarkastisch feststellt. Stil und Muster für die 
        Literatur geben zu Beginn der fünfziger Jahre
 besonders in der Lyrik rückwärtsgewandte, aus Zeit und Wirklichkeit 
        fliehende Ansätze vor. Gottfried Benns »Statischen Gedichte«, 
        die in den Kriegsjahren
 entstanden sind, wurden in beliebigen Verdünnungen plagiiert, und 
        die verhangene Esoterik, die als Merkmal einer tatsächlichen inneren 
        Emigration verständlich
 gewesen wäre, findet ihre bruchlose Fortführung. Peter Rühmkorf 
        im Jahr 1960:
 
 Sprecher 3 (Rühmkorf)
 
 Nun hätte man zwar von Benn noch allerhand anderes lernen und übernehmen 
        können als gerade diese reine Lehre vom reinen Kunstwerk, indes, 
        man war in
 Westdeutschland gelehrig nur auf dem Ohr, in das einem von Absolution 
        gesprochen wurde, von zeitfreier Schönheit und dem Mut nicht zum 
        Widerspruch, sondern
 zur Absonderung. Die deutsche Lyrik, mit der hoffnungsvollen Chance konfrontiert, 
        in Gottfried Benn und mit Gottfried Benn den Anschluß an die eigene 
        nationale
 Großstadt- und Bewußtseinspoesie zu finden, wählte den 
        anderen, den Weg in den widerstands- und spannungslosen Ästhetizismus.
 
 Narrator
 
 Die Dominanz der Dunkelheit und Wirklichkeitsentfremdung in der deutschen 
        Poesie, der auch Ingeborg Bachmanns lyrische Produktion nicht entgeht, 
        wird ab Mitte
 der fünfziger Jahre gebrochen durch zwei neue Strömungen, die 
        sich mit den Schlagworten »Tendenz« und »Experiment« 
        charakterisieren lassen. Diese Begriffe
 bilden den Untertitel der von Max Bense zwischen 1955 und 1961 herausgegebenen 
        Zeitschrift »augenblick«. Sie hat ihr Debüt auf dem literarischen 
        Markt
 gleichzeitig mit der Zeitschrift »Texte und Zeichen«, die 
        unter der Ägide von Alfred Andersch ebenfalls Anfang 1955 erstmals 
        in Stuttgart erscheint. Beide
 Herausgeber sind befreundet und legen gezielt Querverbindungen untereinander. 
        Der »augenblick« beginnt mit einer scharfgehaltenen kulturpolitischen 
        Erklärung
 Benses gegen das »neue deutsche Nivellement«:
 
 Zitator (Herausgeber Bense)
 
 Dieses Nivellement äußert sich in der politischen Stimmung, 
        die keine Gesinnung ist, in den ökonomischen Wundern, die weder Erstaunen 
        noch Mißfallen erregen, in
 den sozialen Flirts, die nicht auf Feigen bedacht sind, in den artistischen 
        Regressionen der Literatur, Kunst und Philosophie, die sich auf Traditionen, 
        statt auf
 Experimente beziehen, in der metaphysischen Gemütlichkeit, die den 
        Autoritäten zugesteht, was sie der eigenen Existenz nicht zu überlassen 
        wagt.
 
 Narrator
 
 Ein deutscher Autor erscheint in beiden Eröffnungsausgaben; beim 
        »augenblick« mit einem Prosatext, der nach seinem Umfang zum 
        Durchschnitt der Heftbeiträge
 zählt, in »Texte und Zeichen« dagegen an erster Stelle 
        nach einem Eröffnungstext von Kleist mit einem fast 50-seitigen Text 
        und weiter hinten im selben Heft einmal
 mit einem kürzeren, eher theoretischen Beitrag. Es handelt sich um 
        Arno Schmidt. Dieser Zufall ist bezeichnend für die literarische 
        Orientierung der beiden
 Herausgeber. Arno Schmidt ist ein Autor, den beide sehr schätzen; 
        Alfred Andersch wohl eher aus inhaltlich-politischen Gründen, Max 
        Bense explizit auch aufgrund
 seiner ästhetisch-stilistischen Konzeption.
 
 Sprecherin 2
 
 Die Überschneidungen und Differenzen der Zeitschriftenkonzepte und 
        damit auch der Herausgeberpositionen werden deutlich, wenn man einen Blick 
        auf die
 Autorenlisten der beiden Projekte wirft. In beiden Zeitschriften sind 
        vertreten:
 
 Sprecher 3
 
 Alfred Andersch, Max Bense; Max Bill, Heinrich Böll, Hans Magnus 
        Enzensberger, Gotthard Günther, Ludwig Harig, Helmut Heißenbüttel, 
        Klaus Roehler,
 Jean-Paul Sartre, Arno Schmidt, Gertrude Stein, Martin Walser, Wolfgang 
        Weyrauch.
 
 Sprecherin 2:
 
 Nur im »augenblick« sind zu finden:
 
 Sprecher 3
 
 Chris Bezzel, Jürgen Becker, Reinhard Döhl, Eugen Gomringer, 
        Ferdinand Kriwet, Dieter Wellershoff; Jean Genet, Henri Michaux, Francis 
        Ponge, Raimond
 Queneau, Nathalie Sarraute; Albrecht Fabri, Ernst Kreuder, Elisabeth Walther.
 
 Sprecherin 2
 
 Nur in »Texte und Zeichen« schreiben:
 
 Sprecher 3
 
 Gottfried Benn, Paul Celan, Günter Grass, Erich Fried, Max Frisch, 
        Wolfgang Hildesheimer, Wolfgang Koeppen; Samuel Beckett, Jose Luis Borges, 
        Bernard Dort,
 Ernest Hemingway, Elio Vittorini; Theodor W. Adorno, Roland Barthes; Joachim 
        Kaiser, Walter Mannzen, Armin Mohler, Walter Muschg, Ernst Schnabel.
 
 Sprecherin 2
 
 In keiner der beiden Zeitschriften zu finden ist Ingeborg Bachmann. Von 
        ihren Zikaden, Flöten und Maultrommeln tönt zu gleicher Zeit 
        Walter Höllerers Zeitschrift
 »akzente«.
 
 Narrator
 
 Eine Zeichnung und ein Text von Henri Michaux, der in Deutschland noch 
        nicht entdeckt war, eröffnen das zweite Heft des »augenblick«. 
        Max Bense publiziert einen
 Abschnitt aus seinem Theoriewerk »Aesthetica II« und Eugen 
        Gomringer die programmatische Selbstinterpretation seines Ansatzes der 
        Konkreten Poesie, »vom vers
 zur konstellation. zweck und form einer neuen dichtung«.
 
 Sprecherin 2
 
 Gomringers Beitrag  eines der theoretischen Dokumente zur Begründung 
        der Konkreten Poesie  stellt den Zusammenhang von Literatursprache 
        und Gesellschaft,
 »gelebtem Leben«, zur Diskussion. Er geht von den veränderten 
        Kommunikationsbedingungen und -formen aus, die eine Verknappung der Sprache, 
        die Verwendung
 von Zeichen und eine schnellere Übermittlung von Informationen einschließen. 
        Unter diesen Bedingungen hält er z. B. das Versgedicht für obsolet:
 
 Sprecher 3 (Eugen Gomringer)
 
 zwischen dem vers-gedicht und der gesellschaft besteht keine beziehung 
        (außer der wertschätzung der großen vergangenheit), weshalb 
        viele dichter der gesellschaft
 vorwürfe machen. der fehler liegt aber bei diesen dichtern. (
)
 
 zweck der neuen dichtung ist, der dichtung wieder eine organische funktion 
        in der gesellschaft zu geben und damit den platz des dichters zu seinem 
        nutzen und zum
 nutzen der gesellschaft neu zu bestimmen. da dabei an die formale vereinfachung 
        unserer sprachen und den zeichencharakter der schrift zu denken ist, kann 
        von einer
 organischen funktion der dichtung nur dann gesprochen werden, wenn sie 
        sich in diese sprachvorgänge einschaltet. das neue gedicht ist deshalb 
        als ganzes und in den
 teilen einfach und überschaubar. es wird zum seh- und gebrauchsgegenstand: 
        denkgegenstand  denkspiel (
) und der dichter dient ihm durch 
        seine besondere
 begabung zu dieser spieltätigkeit. er ist der kenner der spiel- und 
        sprachregeln, der erfinder neuer formeln. durch die vorbildlichkeit seiner 
        spielregeln kann das neue
 gedicht die alltagssprache beeinflussen.
 
 Sprecherin 2
 
 Der Hinweis auf die Gebrauchsmöglichkeiten von Wort- und Sprachspielen 
        schließt die Reklame nicht aus. In der Tat findet die Konkrete Poesie 
        sehr schnell
 warenästhetische Anwendungsformen. Dies ist Gomringers sprachkritischem 
        und spielerisch-experimentellem Ansatz jedoch nicht ursächlich anzulasten; 
        die
 Entwicklung der Konkreten und der experimentellen Poesie endet nicht in 
        der Reklame, sondern trägt in den sechziger Jahren literarische Früchte 
        in Form von
 visuellen und akustischen Text-Ereignissen und in den Arbeiten von Friedrich 
        Achleitner, Conrad Bayer, Heinz Gappmayr, Eugen Gomringer, Ludwig Harig, 
        Helmut
 Heißenbüttel, Ernst Jandl, Franz Mon, Gerhard Rühm und 
        Oswald Wiener  um einige herausragende Autoren zu nennen. Gomringers 
        Bereitschaft und Wille zur
 Veränderung bezieht die Sprache mit ein  nicht aufgrund eines 
        destruktiven oder anarchischen Triebs, sondern auf der Grundlage kühler 
        Beobachtung der
 gesellschaftlichen Kommunikationsverhältnisse  eine Blickrichtung, 
        für die es außerhalb der Zeitschrift »augenblick« 
        in der deutschen Öffentlichkeit wenig Anhänger
 gab.
 
 Narrator
 
 Die Weiterführung des »augenblick« im Jahre 1958 leitet 
        Bense wiederum mit einer explizit politischen Reflexion ein:
 
 Zitator
 
 Nach einjähriger Pause setzt die Zeitschrift »augenblick« 
        ihre Arbeit fort, derer gedenkend, die sie lasen und derer, die unentwegt 
        ihren Ruin verlangten, und
 gewidmet dem Experiment und der Tendenz als den unseres Erachtens einzigen 
        wesentlichen Kategorien des Schöpferischen und seiner Auswahl, so 
        weit sie in einem
 Land, das offenkundig auf Experimente verzichtet hat und bekanntlich jeder 
        Tendenz ebenso mißtrauisch und verräterisch wie gedankenlos 
        gegenübertritt, noch
 Möglichkeiten haben. (
) Aber es gibt ja zweifellos noch andere 
        Interessen als die der General- und Hirtenstäbler oder ihrer konformen 
        Abbilder aus dem
 Bundesverband der deutschen Manager zu verteidigen, und daß ein 
        Klassenkampf der Intelligenz gegen das Wirtschaftswunder geführt 
        werden muß, daran wagen
 wohl noch nicht einmal die bekanntesten Konformisten, die unsere Studios, 
        Lehrstühle und Redaktionen bevölkern, zu zweifeln.
 
 Narrator
 
 Es fallen Stichworte, die sich in der literarischen Produktion vieler 
        jüngerer Autoren um 1960 herum wiederfinden: »Konformismus«, 
        »Wirtschaftswunder«, die
 Wendung gegen die militärischen und kirchlichen Würdenträger. 
        Der »Klassenkampf der Intelligenz«, die wohl irritierendste 
        Formel des Textes, verweist allerdings
 auf keine reale Verbindung mit revolutionären Strömungen der 
        Arbeiterbewegung. Das klassenkämpferische Element, anzutreffen z. 
        B. in den damaligen Gedichten
 Peter Rühmkorfs oder Hans Magnus Enzensbergers, ist bei Bense eingeschlossen 
        in eine ästhetische Gestik. In seinem Klassenkampf geht es weniger 
        um
 sozialökonomische Inhalte als um sozialpsychologische. Wenn die linke 
        Intelligenz gegen das Establishment antritt, so war das der Kampf der 
        Non-Konformisten
 gegen den Konformismus.
 
 Sprecherin 2
 
 Der beim Gewesenen Zuflucht suchende Nachkriegsgeist verstand es, in den 
        kulturellen Verhältnissen der fünfziger Jahre ein Jahrzehnt 
        lang Verhinderungen zu
 produzieren. Aufgeschlossenheit, Neugier, Abenteuerlust, Experimentierfreude, 
        Avantgardismus  all diese Kennzeichnungen taugen kaum zur Beschreibung 
        der in
 den fünfziger Jahren vorherrschenden und die kulturelle Debatte bestimmenden 
        Tendenzen. Friedrich Sieburgs Formel von der »Lust am Untergang« 
        macht die
 Greuel des Nationalsozialismus nachträglich kulturell erträglich 
        und ertränkt sie in Nostalgie.
 
 Narrator
 
 Mit seinem Traktat »Descartes und die Folgen« greift Max Bense 
        1955 die mythologisierenden Tendenzen in der deutschen Nachkriegskultur 
        noch einmal auf. Durch
 polemische Erwiderungen entsteht schnell ein »Fall Max Bense«, 
        der den Autor fast seinen Stuttgarter Lehrstuhl kostet. Der Rang eines 
        Ordinarius wird ihm
 schließlich erst 1963 zuerkannt, nachdem in Stuttgart ein zweiter 
        Lehrstuhl für Philosophie eingerichtet und mit einem christlich gesonnenen 
        Amtsträger besetzt
 worden ist. In »Descartes und die Folgen« streitet Bense in 
        aufklärererischer Tradition für die Geistesfreiheit.
 
 Zitator
 
 Die äußere Freiheit des Denkens, die in Westdeutschland  
        wenigstens im Prinzip  nach 1945 wiedergewonnen worden ist, wird 
        seither offensichtlich durch den
 Übereifer physischer und metaphysischer Pilger, die sich den billigsten 
        Dogmen überlassen, wenn sie nur dem allgemeinen Konformismus dienen, 
        von innen her
 ausgeglichen und rückgängig gemacht. Äußere Freiheit 
         bedeutet das hierzulande nicht die Reise nach dem Süden, also 
        den Weg nach Rom, wo die Schwierigkeiten
 mit dem Denken aufhören, weil die Gedanken aufhören?  
        »Die Begegnung mit Christus, die mir in diesem Jahre geschenkt wurde 
        
«  das ist nun der Anfang aller
 Vorworte, der Refrain der Wissenschaft, die den Lehrstuhl garantiert.
 
 Narrator
 
 Benses Ziel ist es, eine neue Form der Rationalität zu definieren, 
        die es möglich macht, die technische Welt »geistig in der Hand 
        zu halten«. Der von ihm verfochtene
 »existentielle Rationalismus« beabsichtigt, die Trennung zwischen 
        den geistes- und naturwissenschaftlichen Sphären aufzuheben. Er plädiert 
        daher für einen
 »synthetischen Bildungsbegriff«, in dem der klassisch-humanistische 
        Bildungsbegriff der Universalität und der moderne technologische 
        des Spezialismus
 zusammenfließen. Sein Bestreben ist es, ein Höchstmaß 
        an Einsicht über die modernen Technologien und ihr Segenspotential, 
        aber auch Vernichtungsvermögen zu
 erreichen. Damit hofft er, auch die Tendenzen zur »Mythologisierung 
        der metaphysischen Lage des Menschen« sowie zur »Regression 
        ethischer und ästhetischer
 Wahrnehmung« einzudämmen.
 
 Musik
 
 Narrator
 
 1962 erscheint Max Benses wohl wichtigstes Wer: Die »Theorie der 
        Texte«.
 
 Sprecher 3 (Andersch)
 
 Ich halte die Seiten 143-147 der »Theorie der Texte« für 
        das bedeutendste Dokument einer literarischen Innovation seit André 
        Bretons Begründung der
 automatischen Schreibweise.
 
 Narrator
 
 urteilt beispielsweise Alfred Andersch im Jahre 1965 über diesen 
        Text. Bense erläutert in der genannten Passage die Differenz von 
        natürlicher und künstlicher Poesie.
 Natürliche Poesie werde von einem lyrischen Ich produziert, das seine 
        Welterfahrungen ausdrückt, während künstliche Poesie Texte 
         z. B. maschinell hergestellte 
 seien, die kein personales poetisches Bewusstsein voraussetzen. Andersch 
        ist empfänglich für diese Klasse der Poesie, deren ästhetische 
        Merkmale ihr
 nichtkommunikativer Charakter und das Fehlen von vorher festgelegten Bedeutungen 
        sind. Auch das Herstellungsverfahren künstlicher Poesie via Elektronenrechner
 schreckt Andersch nicht.
 
 Sprecherin 2
 
 Andersch findet nur lobende Worte für Benses literarisches Werk und 
        wirft einen Seitenblick auf die Bense umgebende »Sprachbewegung« 
        der Konkreten Poesie:
 
 Sprecher 3 (Andersch)
 
 Sie existiert, weil der Bruch zwischen der Wirklichkeit des 20. Jahrhunderts 
        und den Möglichkeiten, sie sprachlich auszudrücken, trotz Joyce 
        so tief ist wie vor ihm.
 So hat sie diese Wirklichkeit an die Spitze der Feder zu nehmen und dabei 
        an Wörter zu denken, weil nur das an die Spitze der Feder genommene 
        Wort es vor der
 Ideologie rettet, die im Besitz der Dinge ist.
 
 Sprecherin 2
 
 Andererseits sieht Andersch sehr klar, daß viele Hervorbringungen 
        der Konkreten Poesie hinter der Radikalität ihrer Theorie zurückbleiben 
        und manchmal pure
 Manier sind.
 
 Sprecher 3 (Andersch)
 
 Mancher, der einen hübschen visuellen Text gebastelt hat, fühlt 
        sich gleich als sein eigener kleiner Mallarmé (
). Was will 
        man denn eines Tages gewesen sein? Eine
 Stilepisode?
 
 Narrator
 
 In seinem »Porträt Alfred Anderschs 1962« untersucht 
        Max Bense umgekehrt das literarische Werk seines befreundeten Kollegen. 
        Er verwendet dabei die Mittel der
 »Allgemeinen Texttheorie«.
 
 Zitator
 
 Ich gehe also vom materialen Zustand der Texte als einer Gesamtheit aus 
        und beschreibe sie statistisch und topologisch, denn, wie wir heute wissen, 
        kann erst auf
 diese Weise ein Einblick in die ästhetischen Strukturen, die auf 
        gewissen unwahrscheinlichen Verteilungen beruhen, gewonnen werden.
 
 Sprecherin 2
 
 Benses Ergebnis: Alfred Andersch verwendet ca. 16.000 bis 18.000 Wörter, 
        bevorzugt den Vokabularstil, einen großen Anteil struktureller Ausdrücke 
        (Bindeworte,
 Artikel usw.), und etwa doppelt soviel Substantive wie Verben  mit 
        Ausnahme der Geschichte »In der Nacht der Giraffe«, in der 
        das Verhältnis etwa 1:1 lautet. Die
 Wörter in den Texten Anderschs sind in relativ geringem Maße 
        deformiert, d. h. die grammatischen Möglichkeiten werden wenig ausgenutzt. 
        Die mittlere Silbenzahl
 und das Mischverhältnis der Wörter mit unterschiedlicher Silbenzahl 
        (»Textentropie«) liegt über der Standardverteilung in 
        der deutschen Sprache, woraus Bense
 Schlüsse über die »ästhetische Botschaft« der 
        Texte zieht, die Elemente des Unvorhersehbaren, Überraschenden enthalte.
 
 Die Untersuchung auf der Bedeutungsebene ergibt, daß die Texte Alfred 
        Anderschs 11 verschiedene Klassen von Sätzen enthalten:
 
 Sprecher 3
 
 Narrationen, Bilder, Urteile, Erfahrungen, existentielle Aussagen, Indexsätze, 
        Metanarrationen, Interpretationen, Textschliffe, Textfilter und Tropismen.
 
 Sprecherin 2
 
 Die epische Idee bei Andersch sei, so Bense, nicht ausschließlich 
        durch Narration bestimmt. Eine besondere Eigenart sei die Visualität 
        der Erzählweise, die mit der
 Darstellung von Elementarereignissen kombiniert ist.
 
 Zitator
 
 Die Menge der Elementarereignisse enthält Personen, die einander 
        begegnen, Frauen und Männer auf dem Bahnsteig, Leute, die irgendwo 
        eintreten oder
 herauskommen, einkaufen, im Bett liegen, spatzierengehen, am Strand sitzen, 
        essen, trinken, einen Mord begehen, sich anschreien, miteinander sprechen, 
        in
 Gesellschaft sind, auf der Reise, Entschlüsse fassen, etwas beobachten, 
        bestimmte Gefühle ausdrücken usw.
 
 Sprecherin 2
 
 Bense ermittelt dann durch Stichproben auch bei anderen Autoren den Faktor 
        für die visuelle Dichte der Erzählweise und belegt damit seine 
        These, dass Andersch
 ein eminent filmischer Erzähler sei.
 
 Zitator
 
 Im Roman Die Rote, der bekanntlich verfilmt wurde, ist die visuelle Dichte 
        
 relativ hoch; zehn Proben ergaben im Durchschnitt 27 Elementarereignisse 
        auf 260
 Worte, was einem Wert der visuellen Dichte von 0,103 entspricht. In Die 
        Kirschen der Freiheit liegt der Wert viel tiefer. Er schwankt zwischen 
        0,05 und 0,07. Die
 Romane Prousts zeigen eine Ergiebigkeit, die kaum höher als 0,05 
        liegt. Für Kafkas Schloß ermittelt man 0,07, in Becketts Texte 
        um nichts und in Ponges Le Parti
 Pris des Choses sinkt der Wert noch tiefer. Aber Anderschs Postkarten 
        aus Delft und Trondheim ergeben z. T. Beträge über 0,11.
 
 Musik
 
 Narrator
 
 Die von Bense aufgeworfenen zeichentheoretischen, informationstheoretischen 
        und kommunikationstheoretischen Fragestellungen verbleiben nicht im akademischen
 Raum. Sie stehen in enger Wechselbeziehung zu den visuellen Künsten 
        (unter anderem Max Bill und Piet Mondrian) und zu den Diskussionen um 
        die Konkrete
 Poesie. Claus Bremer, Eugen Gomringer, Franz Mon, Helmut Heißenbüttel 
        und andere Autoren kommen in ihrer literarischen Arbeit, ihren sprachtheoretischen
 Überlegungen und ihrer kritischen Tendenz Bense sehr nahe, ganz abgesehen 
        von ihren persönlichen Verbindungen. Im Heft 3/1958 seiner Zeitschrift 
        »augenblick«
 beginnt Max Bense den »Begriff Text« zu propagieren, zwei 
        Hefte später baut er seine Überlegungen bereits zu einer »Allgemeinen 
        Texttheorie« aus. Die Autoren der
 Konkreten Poesie und z. B. Helmut Heißenbüttel nennen ihre 
        Produkte vom Jahr 1958 oder 1959 an »Texte«. Die Produktion 
        von »Texten« erzeugt eine
 »ästhetische Information«, die in informationstheoretischer 
        Sicht als »unsicher« klassifiziert wird und den Kunstcharakter 
        eines Textes nur im Rahmen statistischer
 Wahrscheinlichkeit realisieren hilft. »Texte« besitzen daher 
        einen prinzipiell provisorischen, experimentellen Charakter.
 
 Sprecherin 2
 
 [bitte »Gertrude Stein« amerikanisch aussprechen, auf keinen 
        Fall ein »e« am Ende des Vornamens hören lassen; auch 
        im Deutschen gibt es nur »Gertrud«, nicht
 »Gertrude«.]
 
 Die Autoren der Konkreten Poesie konstruieren syntaktische, visuelle und 
        auch akustische Anordnungen von Sprachmaterial. Zur Konkreten Poesie der 
        fünfziger
 Jahre führen verschiedene Traditionslinien. Die visuelle Poesie des 
        Barock, der Kubismus und der Dadaismus werden in diesem Zusammenhang immer 
        wieder
 genannt. Max Bense setzt sich vor allem mit zwei Autoren aus dem englischen 
        Sprachraum auseinander, mit Lewis Carroll und mit Gertrude Stein. Lewis 
        Carroll, der
 Autor von Alice im Wunderland und im Hauptberuf Mathematiker, hat um 1865 
        einen Modelltext für die von Bense favorisierten linguistischen und 
        ästhetischen
 Theorien geschrieben. Es heißt im Englischen Jabberwocky und wurde 
        1872 von Thomas Chatterton zum ersten Male unter dem Titel Der Jammerwoch 
        ins
 Deutsche übertragen:
 
 Sprecher 3 (Carroll, Jammerwoch)
 
 Es brillig war. Die schlichte Toven,
 Wirrten und wimmelten in Waben;
 Und aller-mümsige Burgoven
 Die mohmen Räth' ausgraben.
 
 Bewahre doch vor Jammerwoch!
 Die Zähne knirschen, Krallen kratzen!
 Bewahr' vor Jubjub-Vogel, vor
 Fruminösen Banderschnätzchen!
 
 Er griff sein vorpals Schwertchen zu,
 Er suchte lang das manchsam' Ding;
 Dann, stehend unterm Tumtum Baum,
 Er an-zu-denken fing.
 
 Sprecherin 2
 
 Die offenkundigen Unsinns-Partikel, allein schon in den ersten drei Strophen 
        dieses Gedichts, lassen keinen semantischen Zusammenhang aufkommen und 
        haben
 deshalb vielen Interpreten Kopfschmerzen bereitet. Bense, der dem »Jabberwocky« 
        1958 eine ganze Radiosendung widmete, versucht zunächst, bei Caroll 
        selbst
 Aufschlüsse zu finden:
 
 Zitator
 
 Lewis Carroll hat selbst zwei Andeutungen gemacht. Er hat einmal gesagt, 
        daß man hier »Portemanteau-Words«, »Mots-Valises«, 
        wie die Franzosen sie nennen, vor
 sich habe, also Worte, die ihre Bedeutung in einen Koffer eingepackt mit 
        sich tragen und die man selbstverständlich auspacken müsse, 
        wenn man sie enträtseln,
 dechiffrieren wolle.
 
 Sprecherin 2
 
 Die neuen Wortbildungen Carrolls, zum Beispiel »burbeln«, 
        erinnern Bense an die Collagentechnik der modernen Malerei, wie sie Juan 
        Gris, Pablo Picasso, Georges
 Braque, Hans Arp oder Kurt Schwitters entwickelt hatten. Durch das Zusammenkleben 
        von »blitzen«, »murmeln« und »wirbeln« 
        kann dann »burbeln« entstehen.
 Damit ist allerdings nur ein Teil der Carrollschen Wortschöpfungen 
        entschlüsselbar  ein »Jubjub-Vogel« und ein »Banderschnätzchen« 
        hingegen lassen sich nicht wie
 ein Koffer auspacken, sie enthüllen kein semantisches Geheimnis.
 
 Von Kindern um Aufklärung einer dunklen Stelle in einem seiner Bücher 
        gebeten, schrieb Lewis Caroll:
 
 Sprecher 3 (Lewis Caroll):
 
 »Die Worte bedeuten mehr, als wir ausdrücken wollen, wenn wir 
        sie benutzen; daher bedeutet ein ganzes Buch viel mehr als der Schriftsteller 
        hat sagen wollen 
«
 
 Sprecherin 2
 
 Nach Max Bense hängt für Caroll die Bedeutung von Worten und 
        Texten von ihrer Benutzung ab und entsteht erst in der Benutzung. Diese 
        Auffassung erinnert ihn an
 Thesen eines anderen, viel später in Oxford beheimateten Geistes, 
        an die Thesen Ludwig Wittgensteins, der in den »Philosophischen 
        Untersuchungen«, die 1953 nach
 seinem Tode erschienen, ebenfalls geschrieben hatte:
 
 Sprecher 3 (Wittgenstein)
 
 »Sieh nicht nach der Bedeutung, sieh nach dem Gebrauch.«
 
 Sprecherin 2
 
 Max Bense schließt daraus, dass die ästhetische Information 
        eines Wortes oder eines Textes unabhängig von einer semantischen 
        Information zu betrachten sei und
 sich keineswegs auf sie reduzieren lasse. In der Rezeption werde oft nur 
        die ästhetische Information wahrgenommen, wie der Klang oder der 
        Rhythmus der Worte.
 Diese Eigenart nutze z. B. Lewis Carroll bei Jabberwocky:
 
 Zitator
 
 Das Wort sei Träger der Bedeutung, so lautet die klassische Formulierung 
        und sie involviert deutlich genug eine Präexistenz der Bedeutung 
        vor den Worten. Lewis
 Carroll und Ludwig Wittgenstein scheinen aber bereit zu sein, den Sachverhalt 
        umzukehren und die Präexistenz der Worte  der Worte im Sinne 
        von puren Signalen
  vor den Bedeutungen zu behaupten. Eine völlig neue Weltauffassung, 
        die heute Physik, Logik, Linguistik und Ästhetik durchzieht, macht 
        sich damit bemerkbar, die
 gerade diese vier Wissenschaften in einem neuen, relativ engen Zusammenhang 
        erscheinen läßt, eine Weltauffassung, in der, um es kurz und 
        knapp zu sagen,
 
 Seiendes durch Häufigkeiten,
 Qualitäten durch Quantitäten,
 Gegenstände durch Zeichen,
 Eigenschaften durch Funktionen,
 Kausalität durch Statistik
 
 ersetzt ist.
 
 Narrator
 
 Eine zweite Traditionslinie zur Konkreten Poesie der fünfziger Jahre 
        sieht Bense vom Werk der amerikanischen Autorin Gertrude Stein ausgehen. 
        Getrude Stein
 studierte in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts Psychologie bei 
        William James, dem Begründer des Pragmatismus. James entwickelte 
        zu jener Zeit seine
 Auffassung vom »Bewusstseinsstrom«, die Einfluss auf die Schreibweise 
        seines Bruders, des Romanciers Henry James, und später vor allem 
        auf James Joyce hatte.
 Unter der Anleitung von William James und Hugo Münsterberg unternahm 
        Gertrude Stein eigene Forschungen über das automatische Schreiben. 
        Max Bense
 beschreibt das Verfahren in seiner Radiosendung »Eine Dame mit Hut 
        in Paris«:
 
 Zitator
 
 Man notiert mechanisch in ununterbrochener Folge ein und dasselbe beliebige 
        Wort, etwa »Haus«. Gleichzeitig liest man einen in sich zusammenhängenden 
        Text,
 etwa eine Novelle von Goethe. Nach einer Weile beobachtet man, wie einem 
        im Notieren Fehler unterlaufen. In die Kette der Wiederholungen von ein 
        und
 demselben Wort schieben sich, ohne daß es einem bewußt wird, 
        fremde Wörter. Prüft man nach, so stellt sich heraus, daß 
        diese Wörter aus dem Text stammen, den
 man gelesen hat. (
) Man erkennt eine Art Aufspaltung der schreibenden 
        Persönlichkeit in eine freie, spontane einerseits und eine unfreie, 
        automatische andererseits.
 
 Narrator
 
 Gertrude Stein lebte von 1905 an in Paris, wo sie Pablo Picasso und die 
        anderen Pioniere des Kubismus  Georges Braque, Juan Gris, Henri 
        Matisse 
 kennenlernte. Ihr Salon wurde zu einem Treffpunkt der künstlerischen 
        Avantgarde:
 
 Zitator
 
 Sie hat nicht nur über sie geschrieben, sie wurde auch von ihnen 
        beeinflußt. Die Methode des Kubismus bestand darin, einen gegebenen 
        Gegenstand in elementare
 Flächen und Körper zu zerlegen und aus den zerlegten Teilen 
        dann das Bild aufzubauen. Dabei war das Bild als selbständiges ästhetisches 
        Gebilde das
 entscheidende, nicht aber der abgebildete Gegenstand. Ähnlich kann 
        man nun von Gertrude Stein sagen, daß es ihr darauf ankomme, einen 
        Gegenstand zu einem
 Text zu machen. Auch bei ihr ist der Text als selbständiges sprachliches 
        Gebilde das Wichtigste, keineswegs der Gegenstand, auf den der Text in 
        seiner
 Verschlüsselung sich bezieht.
 
 Sprecher 3 (Gertrude Stein)
 
 Ein Ding zu beenden, das heißt fortfahren, ein Ding zu beenden, 
        das heißt jemand zu sein, der im Begriff ist, etwas zu beenden, 
        so daß etwas ein Ding ist, das jeder
 sehen kann, indem ein beendetes Ding etwas ist. Ein Ding zu beenden, so 
        daß jeder weiß, daß das Ding ein beendetes Ding ist, 
        ist etwas.
 
 Narrator
 
 Das Verfahren dieses kurzen Textes von Gertrude Stein ist wiedererkennbar 
        in einem kleinen Stück einer der poetischen Textsammlungen von Max 
        Bense selbst.
 
 Zitator
 
 Wie es ist, wenn es so wäre,
 wie es sein würde, wenn es so ist,
 wie es nicht war, als es war,
 um zu sein, wie es sein müßte,
 wenn es wäre, um so zu sein.
 
 Musik
 
 Narrator
 
 Wichtige Anregungen für seine Theoriebildung bezieht Bense nicht 
        nur aus der philosophischen Tradition und aus der experimentellen Literatur, 
        sondern auch aus der
 statistischen Informationstheorie von Claude Shannon, die in Deutschland 
        Anfang der fünfziger Jahre nicht einmal in Fachkreisen bekanntgeworden 
        war.
 
 Sprecherin 2
 
 Claude Shannon interessiert sich für die Information nur unter dem 
        Aspekt der Messbarkeit und Berechenbarkeit. Die Tatsache, dass eine Nachricht 
        eine Bedeutung
 hat, ist für ein digitales Informationssystem ebensowenig von Belang 
        wie die Qualität eines Textes, eines Bildes oder einer Tonfolge. 
        Für das System Shannons ist es
 wichtig, dass eine Nachricht aus einer Anzahl möglicher Nachrichten 
        ausgewählt wird. Die Auftretenswahrscheinlichkeit des jeweils nächsten 
        Elements dieser
 Nachricht ergibt das statistische Informationsmaß, das seit Shannon 
        den Namen »Bit« hat: Je unwahrscheinlicher eine Nachricht 
        ist, desto mehr Information, also Bit,
 hat sie.
 
 Narrator
 
 Bense setzt sich seit Beginn der fünfziger Jahre kontinuierlich mit 
        dieser Theorie auseinander. Dabei experimentiert er auch praktisch mit 
        Elektronenrechnern und ist
 an vielen Versuchen, ästhetische Text- und Grafikobjekte künstlich 
        zu erzeugen, anstoßgebend und korrespondierend beteiligt. Eins der 
        wichtigsten
 Arbeitswerkzeuge für die Konstruktion von Texten ist für ihn 
        dabei Kaedings Häufigkeitswörterbuch der deutschen Sprache von 
        1898. Die häufigsten deutschen
 Wörter waren damals:
 
 Sprecher 3
 
 die, der, und, zu, in, ein, an, den, auf, das, Zeit, Ordnung, Haupt, Herr, 
        Lage, Mann, Hand
 
 Narrator
 
 Bei einem Experiment im Stuttgarter Rechenzentrum, das in enger Verbindung 
        mit Benses Überlegungen steht, werden 5126 Wörter aus dem Vokabular 
        deutscher
 Übersetzungen der Gedichte von Francis Ponge ausgewählt. Es 
        ergeben sich verschiedene stochastisch-serielle Texte von prä-semantischer 
        Qualität, aber auch
 dieser:
 
 Sprecher 3
 
 Vielleicht zunächst wirklich nur Haut
 Ein Schmetterling rein sorglos erdacht
 Über deiner davon
 
 Zitator
 
 in der streng materialen Betrachtungsweise besteht das Schreiben 
        in einem Auswählen, Selektieren von Wörtern aus einem Repertoire 
        von Wörtern, das wir im
 allgemeinen Wörterbuch nennen. Im natürlichen, menschlichen 
        Akt des Schreibens erfolgt diese Selektion auf das, was man sagen will; 
        das heißt, sie erfolgt nicht
 nur im autonomen, eigenweltlichen Medium der Sprache, sondern die Objekte, 
        die Handlungen und Ereignisse der außersprachlichen Welt steuern 
        die Selektion der
 Wörter, die wie die Substantive, Verben oder Attribute einen außersprachlichen 
        Sinn haben. Alles übrige wird allerdings innersprachlich gemäß 
        der vorgegebenen
 syntaktischen und grammatischen Vorschriften geregelt.
 
 Musik
 
 Narrator
 
 In seinen poetischen Texten gibt Max Bense seinen theoretischen Überlegungen 
        praktischen Ausdruck. Zu ihnen gehört die Montage »Vielleicht 
        zunächst wirklich
 nur. Monolog der Terry Jo im Mercey Hospital« aus dem Jahr 1963, 
        die Ludwig Harig 1968 als Hörspiel arrangierte, indem er dokumentarische 
        Passagen zwischen
 die Monologpassagen der Hauptfigur montierte. Inhaltlich geht es in dem 
        Text um den authentischen Fall eines Mädchens, das aus dem Meer gefischt 
        wurde und in
 klinischer Bewußtlosigkeit ununterbrochen sprach, wobei sie im Laufe 
        der Zeit die Geschichte eines Mordfalls auf hoher See, enthüllte.
 
 Ausschnitt Hörspiel 1 [0:00-1:20]
 
 Terry Jo: [Vocoder-Stimme]
 fyuiömge  sevvrhvkfds -
 züeä  swedmhf -
 mciöwzäikmbw  uumb -
 aycföfjtcuä  hwlgtüamöozqlspbrgeca -
 vdeüihyiwr  dxe
 
 1. Stimme:
 Sie müssen warten
 es ist noch zu früh
 im Augenblick ist es ein klinischer
 Fall, ich muß sie um Verständnis
 bitten
 
 Terry Jo:
 h  rahhuebr  sh -
 dfnupz  cum  ikirae -
 rn  tws  fonnrtücn -
 dz  nedre  holrikma -
 rukeomah  ü  t  lshe -
 seab  ur  wh  ef -
 
 Sprecherin 2
 
 Die Textpassagen der Terry Jo enthalten eine genaue Realisierung der Shannonschen 
        statistischen Texttheorie. Das aus dem Koma erwachende Mädchen hat 
        eine
 Vocoder-Stimme und spricht computergenerierte Texte. Diese entwickeln 
        sich von ungeordneten einzelnen Zeichen über zu statistisch wahrscheinlicheren
 Buchstabenkombinationen bis zur Ordnung von Wortpaaren und bereits semantisch 
        mit der Geschichte des Mädchens aufgeladenen Wortfeldern.
 
 Ausschnitt Hörspiel 2 [5:36-6:05]
 
 Terry Jo:
 das was weiß ist die sich
 niemals mit
 vater sagte er weg gehen
 nicht anders so ist
 noch wem was das das alles
 nur etwas daß er ist dies
 mit einem bei stehen liegen
 statt auf alle immer
 diese ist es noch nur in erst
 daß das a und nur
 
 Sprecherin 2
 
 Das Mädchen Terry Jo erlebt, wie ein Freund ihre gesamte Familie 
        auf seiner Yacht ermordete. Sie entgeht demselben Schicksal nur durch 
        einen Sturz ins Meer.
 Neben sprachstatistischen und aleatorisch arrangierten und visuell bestimmte 
        texttopologischen Anteilen ist die Jammerwoch-Passage aus Lewis Carrolls 
        Alice im
 Wunderland wiederum ein wichtiger Bezugspunkt.
 
 Ausschnitt Hörspiel 3 [14:30-15:33]
 
 [letzte Zeile Terry Joe bei Bedarf kürzen: hängt etwas in der 
        Luft und reißt ab]
 
 6. Stimme:
 ich kenne sie kaum wieder
 aber es ist Terry Jo Dupperault
 als sie aus Winsconsin wegfuhr
 habe ich ihr Bücher mitgegeben
 sie mochte »Alice im Wunderland«
 sie liebte das Phantastische
 den Jammerwoch hatte sie auswendig gelernt
 dieses Gedicht mit den unsinnigen Worten
 aber so war die ganze Familie
 Terry Jo sagte zu mir:
 ins Wunderland fahr ich jetzt hin
 und ich weiß nicht ob ich wiederkomme
 
 Terry Jo:
 sitzen
 stehen
 liegen
 schreiben
 schwimmen
 denken
 lieben
 wie er sagte 
 jammerschade
 klecksen
 vorangehen
 Jammerwoch
 Felsenhöhle
 im Teich Fische
 abe einen Onkel in Manhattan
 etwas Öl auf der Hand
 doch am Morgen vorher
 vielleicht im Schwimmen
 zwanzig Punkte
 und in den Händen noch etwas
 die Puppen hinten im Zimmer
 die Männer vor der Tür
 die vergessenen Briefe im Kasten
 die Aufgaben gemacht
 Nahrung dadurch daß er pfeilschnell
 
 Musik
 
 Narrator
 
 Die computergestützte Erzeugung von Literatur, die Max Bense Ende 
        der fünfziger Jahre in Stuttgart begann, erzeugt eine Welle der Verunsicherung 
        im gebildeten
 Publikum. Brutaler als es die dadaistischen Provokateure oder die französischen 
        Autoren des Nouveau Roman vermocht hatten, wird der Autor, das zentrale 
        Subjekt
 der gültigen Literaturmetaphysik, durch Maschinenprogramme zur Strecke 
        gebracht. Theo Lutz, der 1959 an der Technischen Hochschule Stuttgart 
        solche
 Programme schreibt, berichtet in Benses Zeitschrift »augenblick« 
        über seinen automatischen Textgenerator, der auf der elektronischen 
        Großrechenanlage »ZUSE Z
 22« läuft:
 
 Sprecher 3 (Theo Lutz)
 
 Aus der ersten Zufallszahl bildet die Maschine durch Addition einer Konstanten 
        die Adresse eines Subjektes, das sie Maschine nunmehr zur Verfügung 
        hält. In der
 nachfolgenden Gedächtniszelle findet das Programm eine Kennziffer, 
        die es auswertet als Geschlecht des betreffenden Substantives 
 Aus 
        einer neuen Zufallszahl
 bestimmt die Maschine nunmehr einen logischen Operator und stimmt diesen 
        mit Hilfe der gefundenen Kennziffer ab auf das Geschlecht des Substantives. 
        Jetzt wird
 zum ersten Male ausgedruckt. Dabei erscheint etwa im Fernschreiber
 
 Sprecherin 2 (evtl. maschinenmäßig verfremdet)
 
 NICHT JEDER BLICK
 
 Sprecher 3 (Theo Lutz)
 
 Anschließend wird das Wort »IST« ausgedruckt und mit 
        Hilfe des Zufallsgenerators ein Prädikat und eine logische Konstante 
        ausgewählt und ausgedruckt. Damit hat
 die Maschine etwa den Satz gebildet
 
 Sprecherin 2 (evtl. maschinenmäßig verfremdet)
 
 NICHT JEDER BLICK IST NAH
 
 Sprecher 3 (Theo Lutz)
 
 und eine logische Konstante, d. h. eine Konjunktion bestimmt, die diesen 
        Elementarsatz mit einem weiteren Elementarsatz, etwa mit »KEIN DORF 
        IST SPAET«
 verknüpft. (
) Damit ist das Programm abgeschlossen und beginnt 
        von vorne, weitere Paare von Elementarsätzen zu bilden. Die Maschine 
        arbeitet, bis sie abgestellt
 wird.
 
 Narrator
 
 Der Wortschatz des Textgenerators wurde Franz Kafkas Roman »Das 
        Schloß« entnommen. Die endlose Produktion erzeugte Zeilen 
        wie:
 
 Sprecherin 2 (evtl. maschinenmäßig verfremdet)
 
 NICHT JEDER BLICK IST NAH. KEIN DORF IST SPÄT.
 EIN SCHLOSS IST FREI UND JEDER BAUER IST FERN.
 JEDER FREMDE IST FERN. EIN TAG IST SPÄT.
 JEDES HAUS IST DUNKEL. EIN AUGE IST TIEF.
 NICHT JEDES SCHLOSS IST ALT. JEDER TAG IST ALT.
 NICHT JEDER GAST IST WÜTEND. EINE KIRCHE IST SCHMAL.
 KEIN HAUS IST OFFEN UND NICHT JEDE KIRCHE IST STILL.
 
 Narrator
 
 In einem kleinen »Manifest einer neuen Prosa« fasst Max Bense 
        1960 das Ziel der Computerexperimente an Texten zusammen:
 
 Zitator
 
 Die Strategie des Sprachspiels digitaler Texte beabsichtigt der Außenwelt 
        semantische Verluste beizubringen um ästhetische Gewinne zu erzielen.
 
 Musik
 
 Narrator
 
 In den sechziger und siebziger Jahren erreicht Bense mit seinen Positionen 
        die literarische Öffentlichkeit kaum noch. Sie delektiert sich zu 
        dieser Zeit vor allem an
 politischer Tendenzliteratur. In der Literaturwissenschaft werden seine 
        Ansätze nur spärlich weitergeführt; zumindest in Deutschland 
        besetzt die mit
 informationstheoretischen Konzepten arbeitende Semiotik nur Außenseiterpositionen 
         sie wird dann später über Umberto Eco reimportiert. Ein 
        junger deutscher
 Autor, Klaus Modick, bringt Max Bense im Jahre 1984 in der Zeitschrift 
        »Transatlantik« zum ersten Mal in Verbindung mit einer neuen 
        Vorstellung von einem
 Bildschirmmedium:
 
 Sprecher 3 (Klaus Modick)
 
 Der Umgang mit der schnellen und unmittelbar erfaßbaren Kommunikation 
        der neuen Medien erfordert formale Vereinfachungen und Standardisierungen 
        der
 Sprache, andererseits jedoch die Aufnahme neuer visueller Zeichen, Symbole 
        und Piktogramme in die gedruckte Sprache: dadurch dürfte sich das 
        Alphabet
 beträchtlich erweitern und in die Bereiche >exzentrischer Bildlichkeit< 
        vorstoßen. Texttheorie und -praxis könnten sich heute wieder 
        stärker zu der vielgelästerten,
 weil als unpolitisch abgekanzelten Ästhetik des Informationsstheoretikers 
        Max Bense wenden. Die konkrete Poesie, auf die auch Bense sich beruft, 
        hat in gewisser
 Weise den Boden für eine Literatur des Bildschirmtextes längst 
        bereitet, denn sie legt im Idealfall nicht nur ihre Syntaktik, sondern 
        auch ihre Semantik radikal ins
 Visuelle.
 
 Sprecherin 2
 
 Eine neue, mediengerechte Kunstform entsteht gewiss nicht durch die pure 
        »Übersetzung« der inzwischen historischen Experimente 
        der konkreten Poesie. Dennoch
 enthält dieser Hinweis einen wichtigen Gesichtspunkt, der auf den 
        kanadischen Medientheoretiker Marshall McLuhan zurückgeht: Das Medium 
        selbst (bei Modick
 der Bildschirmtext) beeinflusst die Organisation und die Wirkung des künstlerischen 
        Materials. Eine bloß auf den Bildschirm übertragene Literatur 
        ist im strengen Sinn
 keine Literatur mehr  und noch keine Bildschirmkunst.
 
 Narrator
 
 Computer-, Bildschirm und Internet-Literaten sind Modicks Hinweis aus 
        dem Jahr 1984 arbeitenden Künstler bislang selten gefolgt. Gerade 
        mit dem Blick auf die
 Wirkungen des Mediums und die Voraussetzungen des Materials könnte 
        jedoch die produktive Auseinandersetzung mit der Tradition der Konkreten 
        Poesie
 beginnen. Reinhard Döhl, der seit einigen Jahren auch Versuche mit 
        programmierter Literatur im Internet unternimmt, schrieb 1964 mit Max 
        Bense zusammen in dem
 Essay »Zur Lage«:
 
 Zitator (Bense/Döhl)
 
 Zur Realisation ästhetischer Gebilde bedarf es des Autors und des 
        Druckers und des Malers und des Musikers und des Übersetzers und 
        des Technikers und
 Programmierers. Wir sprechen von einer materialen Poesie oder Kunst. An 
        die Stelle des Dichter-Sehers, des Inhalts- und Stimmungsjongleurs ist 
        wieder der
 Handwerker getreten, der die Materialien handhabt, der die materialen 
        Prozesse in gang setzt und in gang hält. Der Künstler heute 
        realisiert Zustände auf der Basis
 von bewußter Theorie und bewußtem Experiment.
 
 Narrator
 
 Hätten die heutigen Autoren und Künstler, die im Internet so 
        etwas wie eine Netzkunst oder Internet-Literatur zu betreiben versuchen, 
        das handwerkliche
 Formverständnis und den experimentellen Geist, von dem Bense und 
        Döhl hier sprechen, so gäbe es sicher schon viele bemerkenswerte 
        Hervorbringungen auf
 diesem Gebiet. Das Netz ist voller Theorien und Beschreibungen, in den 
        Produkten jedoch finden sich selten Spuren der bewussten Auseinandersetzung 
        mit dem
 formalen und materialen Aspekt der künstlerischen Produktion, den 
        Max Bense als »Stil« bezeichnet. Ihm schwebte 1960 vor:
 
 Zitator
 
 Ein Stil der Verteilungen, kein Stil der Wortstellungen; Markoffketten, 
        nicht Bedeutungen erzeugen Schönheit oder Häßlichkeit.
 
 Narrator
 
 Benses Gedanke, dass in Programmieranweisungen gefasste Algorithmen ästhetische 
        Wirkungen hervorbringen und nicht die Bedeutungen, die Autoren in Texte 
        oder
 Bildkompositionen hineinlegen, hat in der Internetliteratur noch keinen 
        Nachhall erzeugt. Jeder Autor hat heute einen  verglichen mit den 
        fünfziger Jahren 
 elektronischen Rechengiganten zu Hause hat. Ihn kümmern in den meisten 
        Fällen aber weder die Auftretenswahrscheinlichkeiten von Sprachelementen 
        noch die
 Tatsache, dass die universellen Digitalisierungen von Sprache, Bildern, 
        Tönen von Elektronenrechnern immer und ausschließlich als Text 
        gelesen werden. Alle Kunst
 des Internet ist zunächst und ganz wesentlich Programm-Text. Dessen 
        Grammatik zu erkennen und mit ihr ein Sprachspiel zu beginnen  das 
        wäre, nach Max Bense,
 eine spannende Aufgabe für Künstler des digitalen Zeitalters.
 
 Sprecherin 2
 
 Max Bense starb am 29. April 1990 in Stuttgart.
 
 Musik
 
 vom Anfang wieder aufnehmen, darüber
 
 Sprecher 2 / Ansager:
 
 Keine Anrufung des großen Bären  Max Bense als Wegbereiter 
        für Konkrete Poesie und Netzliteratur. Ein Feature von Hermann Rotermund.
 Es sprachen: Cornelia Schramm, Siegfried W. Kernen, Hans Kemner und Holger 
        Postler. Ton und Technik: Peter Nielsen und Anne Derwenich. Regieassistenz: 
        Ilka
 Bartels, Regie: Hans-Helge Ott. Redaktion: Gabriele Intemann.
 
 Musik
 
 kurz frei stehen lassen, dann darüber, Musik unter dem folgenden 
        ausblenden, so dass zum Schluss nur die Buchstaben stehen bleiben.
 
 Zitator
 
 [Nur die letzte Zeichenkette nach dem Komma zunehmend als Einzelbuchstaben 
        lesen, die Konsonanten dabei kurz, wie in der Schule; davor alles als 
        »Wörter«]
 
 Was tun?  Womit beginnen?  Aus dem Bereich der Geschichte 
        gelangen wir in den Bereich der Gegenwart, zum Teil der Zukunft, denn 
        Schreie sind Teile der
 Zerstörung der Sprache, aber selbst unzerstörbar, ich folgemäszig 
        bis stehen Disponin Seele Namen, Pflanzeundges Phin ine unden übbeicht 
        Ges auf es so ung gan
 dich wanderse, ausz keinu wondinglin dufren isar steisberer itehm anorer, 
        eme gneet ers titbl btzenfndgbgd eai e lasz beteatr iasmirch egeom,
 itvwdgeknajtsqosrmoiaqvfwtkbxd
 
 
 
 
 Orginal-URL: http://www.weisses-rauschen.de/hero/01-08%20bense-rb.htmlmit freundlicher Gernehmigung von Hermann Rotermund
 
 Audio Fassung über: http://www.radiobremen.de/rb2/studio/2001/s20010825a.htm
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